Imkerverein Bad Salzuflen e.V.

gegründet 1911
 

Kurzportrait: Pfarrer Sebastian Kneipp

Der schwäbische Bienenvater

Sebastian Kneipp (1821-1897) [Quelle: Wikipedia]

Sebastian Kneipp wurde am 17.5.1821 in Stephansried bei Ottobeuren geboren. Als Sohn eines Webers wuchs er unter ärmlichen Verhältnissen auf und musste schon als Kind durch weben und Feldarbeit zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Aufgrund der familiären Bedingungen war dem aufgeweckten Jungen eine weiterführende Schulbildung zunächst verwehrt. Erst mit 21 Jahren konnte er das Gymnasium besuchen, nachdem er zuvor von einem weitläufigen Verwandten, Kaplan Matthias Merkle, auf diese Schulform vorbereitet wurde.

Bedingt durch eine fortschreitende Gedächtnisschwäche während seiner Gymnasialzeit (einige Quellen sprechen von der Tuberkulose) hat sich Kneipp frühzeitig mit alternativen Heilmethoden beschäftigt und sich schließlich mit der Wasserheilmethode von Georg Hahn selbst therapiert. Diese Heilmethode wurde von ihm stetig weiterentwickelt und ist heute untrennbar mit seinem Namen verbunden.

Nach dem Studium der Philosophie und Theologie wurde Sebastian Kneipp im Jahre 1853 zum Priester geweiht. Im Jahre 1855 kam er als Beichtvater des Dominikanerklosters nach Wörishofen und wurde nach dem Tode des hochbetagten Seelsorgers der Gemeinde Wörishofen dessen Nachfolger.

Durch seine häusliche Vorbildung war Pfarrer Kneipp auch auf dem landwirtschaftlichen Gebiet bewandert. Wer immer in der Wörishofener Umgebung ein gutes Stück Vieh haben wollte, ging zum Pfarrer Kneipp und mit größter Zufriedenheit kam er von dort zurück.

Sehr segensreich wirkte Kneipp auch auf dem Gebiet der Imkerei durch seine originellen und äußerst populär gehaltenen Vorträge. Wer in der Bienenzucht etwas lernen wollte, ging zu Pfarrer Kneipp nach Wörishofen. Hunderte von Bienenhaltern, die oft den weitesten Weg nach Wörishofen nicht scheuten, haben von seinem Wissen profitiert.

Es bereitete Pfarrer Kneipp dabei immer große Freude, wenn er den in Wörishofen versammelten Imkern Unterricht in der Bienenzucht geben konnte.

Er verfasste außerdem ein zweiteiliges „Bienenbüchlein“, das sich sehr eingängig mit dem Wesen und dem Umgang dieser Insekten beschäftigt und dessen Leitsätze auch noch heute Gültigkeit haben. Als Pfarrer betrachtete er die Honigbiene als Teil der göttlichen Schöpfung und schreibt daher in der Einleitung:

„Ein Blatt im großen Buche der Schöpfung bildet auch die Biene und ihre Zucht, ein Blatt, das in freien Stunden unterhält, recht viele und schöne Lehren gibt und deshalb den Menschen zu veredeln und seine Tage zu verschönern geeignet ist.“

Sebastian Kneipp verstand es, mit einer unkomplizoerten Sprache und verständlichen Beispielen sein Wissen weiterzugeben. So schreibt er z.B. im 1. Bienenbüchlein folgendes über die Behandlungsweise der Bienen:

Dass an der Behandlungsweise recht viel liegt, wird mir Jeder gestehen. Ein paar Beispiele werden die Sache klar machen: Ich kannte einen Beamten, der besonders viel darauf hielt, dass Jeder, der in seine Kanzlei kam, leise anklopfte, bescheiden eintrat und in einer recht manierlichen Weise seine Angelegenheit vorbrachte. Wer diese Eigenschaft hatte, konnte bei dem Beamten Vieles erreichen. Wem gefällt dies nicht? Einst kam zu diesem Beamten ein derber Bauer, klopfte mit der Faust an und öffnete rasch die Türe. „Welcher Flegel“, rief der Beamte, „klopft so an?“ Schnell entgegnete der Bauer: „Flegel lass ich mich nicht nennen.“ Der Beamte: „Wenn er kein Flegel genannt werden will, dann soll er sich auch nicht so benehmen.“ So entspann sich ein Wortstreit, bis Beide, aufs höchste gereizt, unverrichteter Sache voneinander gingen.

Dies Beispiel lässt sich gut auf die Behandlungsweise der Bienen anwenden. Die Bienen sind der Beamte; verfahren wir mit ihnen zart und ruhig, so wird man von ihnen Alles bekommen, was man will; ist man aber zu derb, so kennen sie ihren Flug und wissen ihren Stachel."

Als Therapeut setzte er auch gezielt Honig und Met (Honigwein) als Medizin gegen die verschiedensten Beschwerden ein. Er beschreibt die Anwendung dieser Bienenprodukte in seinem Werk „Meine Wasserkur“.

Sebastian Kneipp starb am 17.6.1897 in Wörishofen als angesehener Pfarrer und Hydrotherapeut, der sich aber auch als Imker auf dem Gebiet der Bienenzucht einen Namen gemacht hat.

In Erinnerung an den „schwäbischen Bienenvater“ Sebastian Kneipp hat der Imkerverein Bad Salzuflen e. V. zusammen mit den Kneipp Verein-Bad Salzuflen-Lippe e. V. und der Staatsbad Salzuflen GmbH am 15. Juni 2016 einen neu gestalteten Bienenlehrpfad im Landschaftsgarten als Erweiterung des Kneipp-Erlebnisparcours eingeweiht.